„Hallo, wie geht’s?“ Ein ‚Denk-Mal-Nach’ – nicht nur zur Weihnacht

„Hallo, wie geht’s?“ Ein täglicher Gruß, den jeder kennt.

Wie lautet die Antwort? „Danke gut – und dir?“ oder „Bestens – und selbst?“ oder ähnlich.
Möglicherweise entsteht daraus dann ein belangloses, oberflächliches Geplänkel – übers Wetter etwa. Vielleicht vertieft sich das Gespräch sogar, wenn zum Beispiel einer der beiden von einem tollen Urlaub schwärmen oder mit einem neuen Auto aufwarten kann – ganz wichtige Themen. Sehr beliebt ist es auch, bei einer solchen Gelegenheit die neuesten Gerüchte über einen Zeitgenossen mitzuteilen.

„Hallo, wie geht’s?“ Unmissverständlich eine Frage nach dem Befinden eines Mitmenschen. Will aber der Fragende wirklich wissen, wie es dem Angesprochenen geht?

Was geschieht, wenn die Antwort lautet: „Ziemlich schlecht…“ oder „Ich bin so richtig mies drauf…“, vielleicht auch „Ich bin todtraurig…“ oder gar „Ich kann nicht mehr…“? Was geschieht, wenn der Angesprochene deutlich signalisiert, dass er Hilfe sucht, dass er über ein großes Problem oder erdrückende Sorgen gern einmal sprechen möchte? Was geschieht, wenn der Angesprochene gar einen geliebten Menschen verloren hat und trauert?

Ruck zuck rettet sich der Fragende in lockere Sprüche, hat plötzlich gar keine Zeit mehr, muss dringend weiter, ergreift regelrecht die Flucht…

Interessiert es uns nicht, wenn ein Mensch Zuspruch oder Hilfe braucht? Können wir damit nicht umgehen? Bringt es uns in Verlegenheit? Ist der moderne, zivilisierte Mensch nicht in der Lage, Empathie mit anderen Menschen zu empfinden und einfach einmal zuzuhören?

Was kostet es, einem solchen Menschen zu signalisieren: ‚Ich verstehe dich. Ich nehme dich und dein Problem ernst. Wenn ich kann, helfe ich dir.’ und damit einen winzigen Teil seiner Last mitzutragen?
Es kostet doch nur ein freundliches Wort, ein paar Minuten Zeit…
…und Menschlichkeit.

Wünschen wir uns nicht selber manchmal jemanden, der wirklich wissen will, wie es uns geht?

Ich wünsche mir mehr Menschlichkeit.

Über Ilia-Faye

Ich bin: Harmonie-Junkie. Ich schätze: Ehrlichkeit, Offenheit, Zuverlässigkeit. Ich verachte: Missgunst, Niedertracht, Feigheit, Hinterhältigkeit, unsoziales Verhalten.
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