Meine Tränen

Wie oft bin ich schon gefragt worden, wie ich es geschafft habe, all diese hässlichen Erlebnisse meiner Mobbing-Tortur, meine ungehörten – störenden (!) – Hilferufe, meine oft grenzenlose Verzweiflung und meine Tränen der Öffentlichkeit preiszugeben – mein tiefstes Inneres zu entblößen, in einem Buch zu publizieren.

Diese Fragen kommen in erster Linie von sehr einfühlsamen Menschen, sie kommen von Herzen, sind unheimlich lieb gemeint – oft gepaart mit großer Anerkennung für meinen Mut und Dankbarkeit für meine offene, rückhaltlose Aufklärung über die perfiden Abläufe und schwerwiegenden Folgen von Mobbing.

Ich kann diese Gedanken sehr gut nachvollziehen. Natürlich kostet es immens viel Überwindung, so offen zu schreiben und damit den Tätern ihren ‚Erfolg’ auf einem silbernen Tablett zu servieren. Wer aber das Niedermachen eines Menschen – noch dazu unter Ausschluss grundlegender Menschenrechte und mit der Manier mittelalterlichen Pöbels – als ‚Erfolg’ betrachtet, den kann ich nur noch als ‚krank’ bezeichnen.

Wenn ich auch öffentliche Heul-Auftritte zu vermeiden versuche – was mir keineswegs immer gelingt –, so schäme ich mich doch meiner Tränen nicht – auch derer nicht, die ich selbst heute, Jahre nach dieser erlebten Gewalt, nicht zurückhalten kann und die noch immer meine Lebensqualität beeinträchtigen.
Beschämend ist das, was ich erlebt habe, doch für die Täter, für deren Helfer und für all die Wegseher, die mein Leid erst ermöglicht haben – und bis heute zu feige sind, auf eine Aufklärung zu drängen.

Die Erkenntnis, dass ich allein mehr Rückgrat besitze als über 100 Mitglieder eines ‚Sport’-Vereines zusammen, diese Erkenntnis verleiht dann und wann Flügel… 🙂

…mein Leben aber bekomme ich dadurch nicht zurück!

Über Ilia-Faye

Ich bin: Harmonie-Junkie. Ich schätze: Ehrlichkeit, Offenheit, Zuverlässigkeit. Ich verachte: Missgunst, Niedertracht, Feigheit, Hinterhältigkeit, unsoziales Verhalten.
Dieser Beitrag wurde unter C'est la vie?, Kanuklub Ruhr abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.