Tiefe Einschnitte

Heute habe ich meinem Vater die letzte Ehre erwiesen – und obwohl ich nun um eine schwere Last erleichtert bin, bin ich unendlich traurig.

Ja, natürlich. Die vergangenen Jahre waren unglaublich anstrengend. 2014 erst der Unfall meines Vaters, dann der Schlaganfall – und die schwerwiegenden lebenslänglichen Folgen. Immer wieder Hoffnung, dass es bergauf geht – aber auch immer wieder Rückschläge. Die Reha, die meinen Vater fast das Leben gekostet hätte… – die Zeit in der Geriatrie, in der man Patienten wohl nur für die Abrechnung aufnahm. Die Betten müssen belegt sein, die Kasse muss stimmen…

Mein Eindruck: in Kliniken werden ‚alte‘ Menschen häufig ‚abgefertigt‘, nicht betreut oder umsorgt. Das mag an der zu geringen Zahl des Personals liegen, hilft aber dem Kranken in seiner Hilflosigkeit in keiner Weise weiter. Ich war jeden einzelnen Tag im Einsatz…

In 2017 die schwere Erkrankung meiner Mutter, die ich zu unzähligen Arztterminen  begleitet habe. Die vielen Gespräche mit den Ärzten – ohne meine Mutter – das Wissen, dass sie keine Chance hatte…
Immer wieder habe ich Optimismus verbreitet – auch wenn mir im Innersten ganz anders zumute war. Immer wieder ein fröhliches Auftreten, als wäre die Welt in Ordnung. Damit habe ich mein Leben lang vielen Menschen Mut gemacht und natürlich hat diese Rolle auch meiner Mutter immer wieder durch den sorgenvollen und oft schweren Alltag geholfen – bis zum Schluss…

Alles hat so immens viel Kraft gekostet. Ich habe meine persönlichen Wünsche und Interessen – auch den Kampf gegen Mobbing, der mir nach wir vor so wichtig ist – ganz nach hinten gestellt, sonst hätte ich das nicht gepackt.

Meine Eltern waren Kämpfer – alle beide. Ich bin dankbar für die vielen gemeinsamen Jahre – meine Eltern haben beide ein stolzes Alter erreicht – aber auch unendlich traurig, dass ich beide nie wieder in die Arme schließen kann.
Ich weiß aber auch, dass meine Eltern niemals mein Leben belasten, beeinträchtigen oder einschränken wollten und darum blicke ich nun mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft.

Ich danke meinem Mann, der mir in den vergangenen Jahren so sehr geholfen hat, all die Schwierigkeiten zu bewältigen – und unseren Söhnen, die einfach immer da waren, wenn sie helfen konnten.
In diesem Jahr wollen mein Mann und ich nun endlich nach langer Zeit mal wieder einen unbeschwerten Urlaub genießen. Wir werden neue Kraft sammeln – die ist dringend nötig, denn es gibt viel nachzuholen.
Und dann, endlich, kann ich mich auch wieder dem Thema widmen, das mir so wichtig geworden ist, das so viele Menschen betrifft, das so gern kleingeredet und ignoriert wird und in dem ich schon so viele Hilferufe erhalten habe…

Der Kampf gegen Mobbing muss weitergehen – bis endlich eine entscheidende Wende erreicht wird, bis die Gesellschaft begreift, was Mobbing wirklich heißt, bis es wenigstens den Ansatz einer gesetzlichen Regelung gibt, damit die Opfer sich wehren können, denn:

Mobbing ist kein Kavaliersdelikt – Mobbing ist Gewalt!

Über Ilia-Faye

Ich bin: Harmonie-Junkie. Ich schätze: Ehrlichkeit, Offenheit, Zuverlässigkeit. Ich verachte: Missgunst, Niedertracht, Feigheit, Hinterhältigkeit, unsoziales Verhalten.
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