Aufgrund der zurückliegenden Ereignisse hat mein Sohn sich entschlossen, seine Facharbeit der Jahrgangsstufe 12 dem Thema „Hexenverfolgung mit Gegenwartsbezug“ zu widmen.
Titel: Anklagen und Urteilsvollstreckungen an Hexen an einigen ausgewählten historischen Beispielen (aus dem 16. bis 17. Jahrhundert) sowie der Wandel der Hexenverfolgung bis in die heutige Zeit.
Der Eifer, mit dem er Daten und Fakten für diese Facharbeit zusammenträgt, zeugt davon, wie wichtig ihm dieses Thema ist.
Als ich die fertige Arbeit lesen darf, wird mir übel. Ich stelle fest: es hat sich seit mehreren hundert Jahren im Grunde nichts geändert. Unter anderem am Beispiel Elisabeth von Doberschütz wird dort deutlich:
- wie hinterhältig früher Menschen durch Rufmord fertiggemacht wurden – genau wie heute
- wie kritiklos und selbstverständlich die Gesellschaft jedes Gerücht sofort in „Wissen“ umwandelte – genau wie heute
- wie einfach es war, Menschen gegeneinander aufzuhetzen – genau wie heute…
Die Mentalität des Pöbels enthebt den Einzelnen der Pflicht, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Die Ursachen für solcherlei Vorfälle sind immer noch vergleichbar: Neid, Missgunst, auch mal gekränkte männliche Eitelkeit…
…allein: der Scheiterhaufen ist abgeschafft. Welch ein Fortschritt!
Ich habe das Gefühl, ich lese in dieser Facharbeit meine eigene Geschichte.
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