‚Das musst du doch jetzt endlich mal hinter dir lassen’, heißt es und: ‚Du verbeißt dich da in was’, du bist ja ne ‚Psycho-Tante’, du hast ne ‚Macke’…
…immer wieder erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit die Gesellschaft erwartet, dass ein Mobbing-Opfer die Gewalt ‚vergisst’, die es erduldet hat und mit dem zufrieden – besser noch: glücklich! – ist, das man ihm gelassen hat. Immer wieder erstaunlich, wie schnell ein Mensch als ‚Spinner’ abgetan wird, weil er für eine Richtigstellung der zahllosen über ihn verbreiteten Lügen – für sein Ansehen, für seine Ehre, für sein Recht (!) – kämpft. Besonders gut kommt immer wieder der ‚weise’ Hinweis, dass man doch zufrieden sein soll, weil es schließlich anderen Menschen noch viel schlechter geht…
Meine ‚Knast-Metapher’:
…als Erklärungs-Hilfe für all diejenigen, die nicht begreifen können (oder wollen), warum Mobbing-Opfer diese hässliche Erfahrung nicht einfach ‚abhaken’ und weiterleben, als wäre nichts geschehen…
‚Jane Doe’ wird für ein Verbrechen verurteilt, das sie nicht begangen hat. Das Urteil: lebenslänglich. ‚Jane Doe’ kämpft verzweifelt für die Wiederaufnahme des Verfahrens, für ihr Recht, für ihren Freispruch. Sie kämpft für das Leben, das sie sich selbst aufgebaut hatte – egal, wie gut oder schlecht es lief: sie will es wiederhaben. Sie ist unschuldig verurteilt und schreit nach Gerechtigkeit, zieht dabei alle Register, wächst über sich hinaus, greift nach jedem Strohhalm, gibt nie auf…
Niemand (!) käme auch nur auf die Idee, ihr zu sagen: ‚Nun find dich doch endlich damit ab! Sieh mal: anderen geht es noch viel schlechter als dir. Du hast ein Dach über dem Kopf, ein Bett zum Schlafen, kannst nicht arbeitslos werden, hast einen geregelten Tagesablauf, jeden Tag eine warme Mahlzeit… – es gibt Menschen, die haben das alles nicht! Die leben auf der Straße, hungern… Sieh doch mal, wie gut es dir geht – und finde dich endlich in dein Schicksal!’.
Niemand (!) wäre so vermessen, ‚Jane Doe’ eine Therapie anzuraten, damit sie ‚lernt’, ihre Situation zu akzeptieren.
Niemand (!) würde sie ‚merkwürdig’ oder etwas ‚bekloppt’ nennen…
Jeder halbwegs normal denkende Mensch könnte nachvollziehen, warum ‚Jane Doe’ für ihr Recht kämpft – mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln – wenn nötig, bis an ihr Lebensende!
Jeder halbwegs normal denkende Mensch würde sagen: ‚Das kann doch nicht sein. Sie muss doch irgendwann Gerechtigkeit erfahren…’.
Ich hatte mal eine Freizeit-Idylle. Was ich jetzt habe, ist – im übertragenen Sinne – eine Notunterkunft. Aber ich kann doch froh sein. Schließlich gibt es Menschen, denen es noch viel schlechter geht als mir. Warum also, gebe ich nicht endlich Ruhe, damit die Täter, die Mittäter und die Wegseher alle miteinander glücklich und zufrieden das Leben leben können, das ich mir einst so mühsam aufgebaut hatte?
Tja, da bin ich dann wohl ein ‚Spinner’, da hilft wohl nur noch eine Therapie – oder was?
Wenn ein Mobbing-Opfer – ein Mensch, dem aus niedersten Beweggründen, aus Langeweile, aus ‚Spaß’ – oder, wie in meinem Falle, aus Neid, Missgunst, purer Bosheit – alles kaputtgemacht, der Boden unter den Füßen weggezogen wurde – wenn ein Mobbing-Opfer für sein Ansehen, für seine Ehre, für sein Recht (!) kämpft, dann ‚weiß’ jeder, der diese perfide Form von Gewalt nie am eigenen Leibe erfahren hat, dass es sich ja nur um einen ‚Spinner’ handeln kann. Merkwürdig, sehr merkwürdig…
Meine ‚Therapie’ heißt Gerechtigkeit – und dafür kämpfe ich…
…bis ich mein Ziel erreicht habe – notfalls eben lebenslänglich!
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